Bewusst Leben

Eichhörnchen gerettet!

Mitte April hatte ich etwas Seltsames beobachtet… Eigentlich wollte ich die Legehenne aus meiner Nutztierreihe fertig malen, aber irgendetwas zog mich an das Fenster zum Garten (ich mag das Wort Nutztiere“ übrigens nicht…es klingt nach der verbalisierten Legitimation, diese Tiere ausbeuten zu können, daher spreche ich persönlich von benutzten bzw. ausgenutzten Tieren).

Eine Krähe flog unter unseren Birnenbaum direkt auf das Efeu, das als Bodendecker unter den Bäumen und Sträuchern wächst. Das hatte ich zuvor noch nie gesehen und hatte sofort ein ungutes Gefühl, da ich vor ein paar Tagen erst herausgefunden hatte, dass sich in ebendiesem Birnenbaum ein Eichhörnchen-Kobel befindet.


Service-Telefon: 0700 – 200 200 12

http://eichhoernchen-notruf.com/


Die Krähe, die mit irgendetwas zu kämpfen schien, flog plötzlich einfach weg. Ich war natürlich hin und hergerissen zwischen dem Gefühl, der Natur ihren freien Lauf zu lassen und dem Instinkt zu helfen, sofern die Möglichkeit dazu bestand. Ich konnte nicht anders, als die Stelle im Efeu weiter zu beobachten und als ich die Blätter rascheln sah, wusste ich, dass ich zumindest überprüfen musste, ob das Tier noch zu retten war.

Ich schnappte mir also ein paar Gartenhandschuhe, eine Kiste und ein Handtuch. Doch ich hatte unterschätzt, wie dicht das „Unterholz“ des Efeus war, was die Suche nach dem Tier massiv erschwerte. Schließlich fand ich das Eichhörnchenbaby, dessen rostrote Farbe übrigens dem der trockenen Blätter, die zwischen dem Efeu lagen, zum verwechseln ähnlich war. Das Geräusch, das es machte, als ich es fast zu fassen bekam, erschrak und überraschte mich zutiefst: es klang wie eine Mischung aus Schreien und Quieken und war sehr laut. Es blutete aus dem Näschen, war aber sonst sehr agil, was mir Hoffnung machte.

Mein Puls raste, weil sich die Aufregung des Tieres auf mich übertrug und da es sich immer tiefer im Unterholz verkroch, wollte ich es nicht verletzen, sollte ich nur ein Bein oder den Schwanz zu fassen bekommen. Außerdem hatte ich Angst, dass es irgendwelche Krankheiten übertragen konnte, sollte es mich beißen. Meine letzten Impfungen sind eine Weile her und ich dachte an Tollwut oder Tetanus. Diese Angst ist allerdings unbegründet, wie ich später von der Tierretterin erfuhr (mehr zum Thema unter http://eichhoernchen-notruf.com/erste-hilfe/tollwut/).

Nach einer kurzen Internet-Recherche stieß ich ziemlich schnell auf die Seite http://eichhoernchen-notruf.com/ und die o.g. Rufnummer. Da sofort gehandelt werden musste, rief dort an. Die Dame am anderen Ende der Leitung war sehr einfühlsam und stellte ein paar Fragen, um die Sachlage richtig einschätzen zu können:

  • Sind die Augen schon geöffnet oder noch geschlossen? Das lässt Rückschlüsse auf das Alter des Tieres zu, sind die Augen nämlich schon offen, ist es in den meisten Fällen schon zu groß bzw. zu schwer als dass es die Eltern aus eigener Kraft wieder ins Nest zurücktragen können. Dieses Hörnchen hatte die Augen offen. In jedem Fall würde ich es keinesfalls mit bloßen Händen anfassen, damit es nicht den menschlichen Geruch annimmt und fachlichen Rat einholen! Außerdem würde ich nicht versuchen, es selbst aufzuziehen, weil eine artgerechte Haltung, medizinische Versorgung und entsprechende Auwilderung von einem Laien meiner Meinung nach nicht durchzuführen sind.
  • Sind die Eltern in der Nähe? Wenn ja, sollte ich mich besser zurückziehen, da vielleicht doch noch die Möglichkeit bestand, dass es die Eltern zu sich holen würden.
  • Ich sollte das Hörnchen weiter im Blick behalten, damit es nicht abhaut oder von der Krähe bzw. einer Katze etc. erbeutet wird.
  • Gleichzeitig sollte ich auf den Anruf der Tierretterin warten, sodass wir gemeinsam zum Ort des Geschehens gehen konnten.

Die Dame am Telefon versuchte jemanden in meiner Nähe ausfindig zu machen, der mir helfen konnte. Diese Tierrettungsaktion verursachte zudem keine Kosten für mich. Ich denke, das ist wichtig für jeden, der in eine ähnliche Situation gerät und Bedenken hat, dass eine Rechnung folgen könnte. Und aus dieser Angst heraus untätig bleibt. Im Zweifel einfach vorab klären!

Ich beobachtete also weiterhin die Stelle unter dem Birnbaum, sah aber kein Rascheln mehr. Das beunruhigte mich, ich hatte die Befürchtung, dass das Tier sich mittlerweile so weit verkrochen hatte, dass man es gar nicht mehr werde finden können. Die Eltern tauchten zwar nicht auf, dafür kam aber die Krähe wieder. Diese musste ich wiederholt verscheuchen und wartete auf den Anruf der ehrenamtlich arbeitetenden Tierretterin.

Als sie schließlich eintraf, war ich überglücklich, dass das Hörnchen an derselben Stelle saß, an der ich es zurückgelassen hatte. Meine Sorge, die Blätter nicht mehr rascheln zu sehen und dass es sich entfernt haben könnte, war in diesem Fall also unbegründet. Vielleicht hatte ich es zu sehr aufgeregt oder es witterte die Gefahr der Krähe und begab sich im Sinne eines Schutzmechanismus in eine Schockstarre, um keine weitere Aufmerksamkeit zu erregen.

Die Tierretterin griff noch beherzter zu als ich und hatte es schließlich gefangen. Die Freude und die Erleichterung in diesem Moment sind nicht in Worte zu fassen! Wir brachten es zu ihrem Auto und setzten es in die Tiertransport-Box, wo es sich sofort unter dem Handtuch zu verstecken versuchte ein gutes Zeichen, meinte sie. Sie hatte zudem eine Wärmeflasche dabei, die ich mit heißem Wasser befüllte, so dass es das Hörnchen schön warm haben und etwas entspannen können würde. Ich war ganz gerührt von dem Einsatz und der Fürsorge der Retterin.

In der ganzen Aufregung habe ich nicht ganz verstanden, wohin das Eichhörnchen nun gebracht wurde. Es ist eine Art (Wild-)Tierrettungsstation, soweit ich mich recht entsinne. So konnte ich sicher gehen, dass es medizinisch versorgt werden würde. Es soll sogar später ausgewildert werden. Ich bekam recht schnell die Rückmeldung, dass es wohlauf sei und den Sturz wohl gut überstanden hatte. Es hat mich nur ein paar Telefongespräche und etwas Zeit (und Nerven 🙂 ) gekostet. Aber es lohnt sich in jedem Fall, es zumindest zu versuchen. Es ist einfach ein wundervolles Gefühl, ein Tierleben gerettet zu haben selbst wenn es später noch umgekommen wäre, hatte es so zumindest die Chance bekommen zu überleben.

Wir alle würden von uns behaupten, Tierfreunde zu sein. Wenn Ihr die Möglichkeit habt, es in die Tat umzusetzen, dann schaut nicht weg und lebt Eure Werte und Ideale!

Wie sieht es bei Euch aus? Habt Ihr auch schon Erfahrungen mit einer Tierrettung gemacht? Ich würde mich freuen, in den Kommentaren darüber zu lesen. Es könnte Menschen dazu inspirieren, dass es sich lohnt, nicht wegzuschauen. Auch wenn es sich anfühlt wie der berühmt berüchtigte Tropfen auf dem heißen Stein…

Be the change you want to see in the world!

 

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